Wildkräuter sammeln
Seit Urzeiten sammeln Menschen Kräuter, sei es zu Heilzwecken oder um Speisen damit zu bereiten. In modernen Gesellschaften geht das Wissen um die Wildkräuter mehr und mehr verloren.
So vieles kann fertig verarbeitet und konserviert erworben werden. Wir sind nicht mehr darauf angewiesen, unsere Nahrungs- und Heilmittel selber zu sammeln.
Mit diesem Trend versagen wir uns aber so manche Gaumenfreude und gesundheitsfördernde Wirkung der Wildkräuter. Die Natur ist ein gedeckter Tisch, man muss Ihre Gaben nur zu nutzen wissen.
Ohne Wissen geht es nicht !
Sie müssen kein Botaniker sein, sollten aber Grundkenntnisse in der Anatomie und Bestimmung von wildwachsenden Pflanzen haben. Die Gefahr essbare und giftige Kräuter zu verwechseln,
ist immer gegeben und darf nicht unterschätzt werden. Im Zweifelsfall halten Sie sich an Arten, die Sie genau kennen oder verzichten lieber auf das Sammeln. Ein gutes Pflanzenbestimmungsbuch kann eine wertvolle Hilfe sein.
Auch der Naturschutz darf Ihnen nicht fremd sein. Mag manches Kräutlein auch wohlschmeckend und heilend sein, steht es unter Naturschutz, ist es tabu ! Einen Überblick geben die Roten Listen, die für jedes Bundesland aufgelegt werden.
Fragen Sie diesbezüglich bei der Naturschutzbehörde in Ihrem Landratsamt nach.
Bei Ihren Streifzügen durch Wald und Flur sollten Sie auch immer Rücksicht auf wildlebende Tiere nehmen und in der Freude über einen Fund, nicht gleich alle Pflanzen eines Standortes radikal abernten.
Sonst können betroffene Arten sich dort nicht mehr fortpflanzen.
Wo sollte man sammeln ?
Essbare Kräuter finden sich in unseren mitteleuropäischen Landschaften überall, dennoch ist nicht jeder Standort zum Sammeln geeignet.
Auf keinen Fall sollten Sie in der Nähe von Straßen oder Industriegebieten sammeln, da man hier von Schadstoffbelastungen ausgehen muss.
An Ackerrandstreifen ist mit Verunreinigungen durch Dünge- und Pflanzschutzmittel zu rechnen.
Frisch gedüngte Wiesen eignen sich ebenfalls nicht zum Sammeln. Beobachten Sie, wann Landwirte in Ihrer Umgebung die Wiesen düngen. Geschieht das im Herbst,
können Sie im Frühjahr dort sammeln gehen. Vielleicht wissen Sie auch, wo Biobauern in Ihrer Nähe ansässig sind. Ihre Flächen werden meist im Herbst mit einfachem Stalldung gedüngt.
Fragen Sie auch bei der Naturschutzbehörde Ihres Landratsamtes nach, wo man am besten Wildkräuter sammeln kann.
Als Alternative können Sie auch in ihrem Garten das Ansiedeln von Wildkräutern fördern. Verzichten Sie auf das Jäten an Zaun- und Mauerrändern oder den Einsatz von Pestiziden und lassen hier den Wildkräutern eine Chance.
Hirtentäschel, Löwenzahn, Giersch u.v.m. werden sich ansiedeln und stehen zur Ernte bereit.
Wann sollte man Sammeln ?
Kräuter können das ganze Jahr über gesammelt werden, doch hängt der Sammelzeitpunkt von der Kräuterart und den Anwendungsbereichen ab. Möchten Sie beispielsweise Wildgemüse zubereiten,
so geben die zarten Pflänzchen im Frühjahr den besten Geschmack. Verwenden Sie die Blüten, so sollten diese kurz nach dem Aufblühen gesammelt werden, das ist bei den meisten Kräuterarten
zwischen Mai und September. Wurzelwerk z.B. vom Löwenzahn kann auch im Herbst oder gar Winter ausgestochen werden.
Aber nicht nur der Jahresverlauf, auch die Witterungsbedingungen am Sammeltag und die Tageszeit sind wichtig.
Um Aroma, Wirkstoffgehalt und Haltbarkeit der Kräuter zu optimieren, sollte man weder bei nassem Wetter, noch im Morgentau oder in der heißen Mittagssonne sammeln.
Am besten sind Tage mit trockener Witterung und milden Temperaturen. Man geht dann in den Vormittagsstunden (wenn der Morgentau getrocknet ist) oder am späten Nachmittag los.
Welche Pflanzenteile kann man sammeln ?
Je nach Anwendungszweck und Kräuterart finden Blüten, Blätter oder Wurzeln seltener Samen und Früchte Verwendung. Während z.B. beim Löwenzahn Blattwerk, Wurzeln und Blüten vielfältig genutzt werden, so sammelt man vom Bärlauch vornehmlich die Blätter und bei der Malve hauptsächlich die Blüten.
Für die Teebereitung nutzt man meist Blüten oder Blätter, für nahrhaftes Wildgemüse finden Wurzeln Anwendung. Bei Samen und Früchten von Kräutern lohnt das Sammeln kaum. Im Verhältnis zum Sammelaufwand trägt man nur kleine Mengen zusammen.
Informieren Sie sich, welche Pflanzenteile bei den einzelnen Kräutern zur Verwendung empfohlen werden.
Wie soll man ernten ?
In erster Linie sollen die Pflanzen geschont werden. Man nimmt nur die Teile, die man braucht und rupft z.B. wegen einer Blüte nicht die ganze Pflanze heraus. Überhaupt sollte man nicht rupfen oder reißen, sondern Blüten und Blattwerk mit einer Schere sauber abschneiden.
Wurzeln sollte man heraus stechen, ohne riesige Krater in der Grasnarbe zu hinterlassen oder benachbarte Pflanzen zu schädigen.
Auch sollte man nie alle Kräuter einer Art am Standort X entnehmen und Überdauerungsorgane der Pflanzen, wie Zwiebeln, Knollen, Wurzeln, Blüten und Samen nur eingeschränkt ernten. So ist die Regeneration der Kräuter gesichert und Sie können auch im nächsten Jahr wieder sammeln.
Zum Transportieren der Kräuter sollten luftdurchlässige Körbe oder Stofftaschen, aber keine Plastiktüten genutzt werden. Letztere schaden Aroma und Wirkstoffen.
Risiken
Wie bereits angesprochen ist ein Hauptrisiko beim Sammeln von Wildkräutern die Verwechslungsgefahr von essbaren und giftigen Pflanzen. Auch besteht bedingt Infektionsgefahr durch Erreger, wenn Sie die Kräuter roh verzehren. Besonders der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist hier zu nennen.
Zwar erkranken nach wissenschaftlichen Erkenntnissen offensichtlich nur wenige der infizierten Menschen, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein gewisses Risiko besteht.
Die Verträglichkeit der Kräuter selbst spielt natürlich auch eine Rolle. Können die Wirkstoffe der Kräuter in Maßen genossen gesundheitsförderlich sein, so kann sich der positive Effekt ins Negative kehren, wenn man Kräuter in großen Mengen verzehrt.
Deshalb ist es unerlässlich, sich im Vorfeld des Sammelns über die einzelnen Pflanzen zu informieren.
Verbrauch und Konservierung
Hat man Kräuter gesammelt, sollen diese natürlich auch verwendet werden. Zunächst sind die Kräuter zu Waschen. Das geschieht gründlich, aber nicht zu robust.
Am besten ist es, die Kräuter dann auch gleich frisch zu verbrauchen. Hat man indes so viel gesammelt, dass ein schnelles Aufbrauchen nicht möglich ist, so sollte man sie schonend aufbewahren.
Im Kühlschrank halten sich die meisten Kräuter auch einige Tage. Will man sie allerdings länger aufbewahren, bleibt nur das Konservieren.
Das geschieht am besten durch Trocknen, Einfrieren oder Einlegen. Allerdings sollten man auch die konservierten Kräuter nicht länger als 1 Jahr aufheben.
Auf die Möglichkeiten des Haltbarmachens von Kräutern gehen wir in einem späteren Artikel ausführlicher ein.
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